Von der Idee zum fertigen Ballon
Ein schwebendes Tablett mit Biertulpen am Himmel. So die Idee der Warsteiner Brauerei um Catharina Cramers Wunsch nach einer Sonderform zum Thema Bier, gerecht zu werden.
Die Herausforderung, diese Idee in die Realität umzusetzen, nahmen Cameron Balloons und geo - die Luftwerker an. So entstand in mehr als 1.000 Arbeitsstunden eine technische Meisterleistung. Insgesamt wurden mehr als 4.300 m² Stoff verarbeitet. Dieser wurde zum größten Teil digital bedruckt. Dadurch ist es möglich, dass sogar Wassertropfen auf den Biergläsern zu sehen sind. Eines dieser überdimensionalen Biergläser hat eine Höhe von 22m und ein Volumen von 285m³. Sechs dieser Gläser stehen auf einem Tablett mit einem Durchmesser von 21,4m. Die Gesamthöhe des Ballons beträgt fast 30m, in Gänze hat er ein Volumen von 3.230m³. Diese Abmessungen und die aufwendigen Abspannungen im Inneren ergeben ein Hüllengewicht von 370 Kilogramm!
Um das Handling am Boden zu ermöglichen, haben die Luftwerker eine Raupe mit einem Transportkäfig ausgestattet.
Alles in allem eine wirklich beeindruckende Handwerkskunst, die Anfang April ausgeliefert werden sollte.
Corona
Aber wie bei so vielen Plänen in diesem Jahr macht Corona dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung. Der Ballon wurde an einem Freitag Ende März fertiggestellt, und es fehlte nur noch die Testfahrt. Doch am darauffolgenden Montag erklärte die Regierung in England eine strenge Ausgangssperre. Die gesamte Produktion in England wurde für mehrere Monate geschlossen.
Erst nachdem die Regierung Lockerungen bewilligte, konnte die Arbeit in Bristol wieder aufgenommen werden. Doch damit stand man vor einem neuen Problem, das es zu lösen galt. Um eine Sonderform zuzulassen, muss eine Testfahrt durchgeführt werden. Diese muss von einem Mitarbeiter der EASA im Korb begleitet werden. Allerdings durfte dieser wegen der Quarantänebestimmungen nicht nach England einreisen.
„Die Covid -19 Pandemie hat uns schon ziemlich auf Trapp gehalten. Nicht nur bei der Auslieferung der Sonderform. Auch unserer Passagierfahrten mussten wir für über zwei Monate aussetzen.“
Robert Meyknecht
Testfahrt in Lübeck
Da die EASA ihren Sitz in Köln hat, musste ein Testpilot in Deutschland gefunden werden. Ohne zu zögern und mit einem kleinen Lächeln im Gesicht willigte Robert Meyknecht ein, dies zu übernehmen.
„.Nach 40 Jahren Ballon fahren Testpilot für Cameron zu werden erfüllt mich schon mit Stolz“
Robert Meyknecht
So kam es, dass der Ballon an einem frühen Morgen in der Nähe von Lübeck zu seiner Testfahrt aufstieg. Im Korb Robert Meyknecht und ein offizieller der EASA.
Der Flughafen Blankensee war das Ziel, das es zu treffen galt, da die Veröffentlichung von Fotos, der Sonderform vor der offiziellen Präsentation in Warstein, verhindert werden musste. Diese fast unlösbare Aufgabe musste von den Luftwerkern gemeistert werden. In der Luft ist es unmöglich zu verhindern, dass diese Sonderform kein Aufsehen erregt, aber der Zugang am Boden kann eingeschränkt werden. Deshalb wurde der Flughafen als Landeplatz gewählt. Dort können keine Ballon Paparazzi in die Nähe der Sonderform gelangen.
Der Ballon bestand alle Tests und das geplante "Fly in" auf dem Lübecker Flughafen gelang.
Auslieferung
Nach bestandener Testfahrt konnte der Ballon mit der Kennzeichnung D - OWFC zugelassen werden.
Der Auslieferung stand also nichts mehr im Wege. Die Übergabe an den Warsteiner Happy Ballooning Verein fand bei einem kleinen Event in der Nähe von Warstein statt. Dort wurde der Ballon auch getauft. Dabei Vorort, Catharina und Frank Cramer, der gesamte Verein und die Presse. Robert Meyknecht übernahm die technische Erklärung und war auch bei dieser Fahrt der Pilot.
Kurz vor dem Start taufte Frank Cramer den Ballon auf "Cheers". Wenige Momente später war Cheers zum ersten Mal am Himmel über seiner neuen Heimat zu sehen und ist nun einer der Höhepunkte der jährlichen WIM.
„Eine grandiose Sonderform, die ihres Gleichen sucht! Die Herausforderung besteht im Auf- und Abbau der 4.300 m² Stoffhülle. Dieser Ballon ist nicht mit einer normalen Crew zu händeln. Hier muss jeder noch mehr im Thema sein um das System unbeschadet aus dem Anhänger, in die Luft und zurück in den Anhänger zu bekommen.“
„Wenn wir über Chancen sprechen, ist hier unser Sponsor, die Warsteiner Brauerei, mit der Hoffnung neben ihren normalen Ballonen Aufmerksamkeit zu erzeugen, gestartet. Diese Chance haben wir bei den ersten Fahrten voll getroffen. Ein Ballon mit Aufmerksamkeitsgarantie!“
Torsten Sprenger auf die Frage, nach Chancen und Herausforderungen im Umgang mit der neuen Sonderform.
Warsteiner Balloon Challenge
Leider konnte Cheers nicht auf der der 30 WIM präsentiert werden, diese wurde wegen Corona um ein Jahr verschoben. Damit aber niemand auf die schönen Ballone verzichten muss, veranstaltete der Verein rund um Torsten Sprenger und die Organisatoren der WIM die Warsteiner Balloon Challenge. Eine schöne Veranstaltung und ein kleiner Lichtblick für die Menschen in und um Warstein. Cheers war außerdem auch noch dreimal über dem Sauerland zusehen.
Text Ballonsportmagazin, Autor Felix Dickenberger